Seit längerer Zeit trägt sich die CDU-Fraktion in der Heuchelheim mit dem Gedanken der Bürgerschaft einen Rundgang durch den Gemeindewald anzubieten. Seit vielen Jahren nimmt die CDU in Heuchelheim eine positive Rolle im Natur-und Umweltschutz ein, fördert viele Projekte, stößt neue Vorhaben an. Das Interesse am wichtigen Naturraum Wald steht dabei an vorderer Stelle.

Da bedingt durch die Corona-Pandemie eine Begehung aktuell ausfallen muss, hat die CDU die Begehung wieder in das Netz verlagert und lädt die Bürgerinnen und Bürger zur „virtuellen Waldbegehung“ ein.
Fraktionsvorsitzender Mirko Nowotny freute sich, dass neben Bürgermeister Lars Burkhard Steinz der neue Revierförster Alfred Einhaus als Vortragender gewonnen werden konnte. „ Herr Einhaus ist politisch neutral und ist bereit als Revierförster vorzutragen- er ist als Fachmann dabei und dafür sind wir Ihm sehr dankbar. Selbstverständlich stellt er seine Expertise auf Anfrage auch anderen Fraktionen zur Verfügung“, so der Heuchelheimer Fraktionsvorsitzende in seiner Erklärung zu Eingangs des Rundgangs.

Mirko Nowotny: „ Zuerst aber einmal zum Gemeindewald allgemein- Herr Bürgermeister Steinz, was können Sie den Bürgern zu unserem Wald sagen?“

Lars Burkhard Steinz: „Wir sind keine besonders waldreiche Kommune. Der Wald im Besitz der Gemeinde beträgt insgesamt nur 90 Hektar, ca. 60 ha liegen im Gebiet der Gemeinde Heuchelheim, weitere 30ha im Gebiet der Gemeinde Biebertal- eine Folge der neuen preußisch-großherzoglich-hessischen Grenzziehung nach dem Bruderkrieg 1866. Es ist ein Mischwald, wobei wir auch einzelne Abteilungen im Wald haben, welche vorrangig von einer Baumart dominiert sind. Aber nicht zu vergessen: Wir haben ja auch einen neuen Förster (blickt zu Herrn Einhaus)“:

Alfred Einhaus: „ Richtig, mein Name ist Alfred Einhaus, bin der neue Förster des neuen Reviers Bischoffen- Lahnau, d.h. ich betreue ca. 2000 ha Wald im Gebiet der Gemeinden Lahnau, Heuchelheim und Bischoffen im Lahn- Dill-Kreis. Ich bin Vasco Kröger nachgefolgt, welcher im Bereich des Forstamtes Wetzlar neue Aufgaben übernommen hat. Ich freue mich auf die Herausforderungen, die hier auf mich warten!“

Mirko Nowotny: „ Herr Einhaus, wie steht es um unseren Wald?“

Alfred Einhaus: „ Wie vielen Wäldern in unserem Land geht es auch dem Wald in der Gemeinde Heuchelheim nicht besonders gut. Wir haben sehr viele Trockenschäden, die Niederschläge in den letzten 2-3 Jahren waren bei weitem nicht so ergiebig wie sonst. Am auffälligsten sind die Folgen der Trockenheit an der Baumart Fichte, welche aufgrund enormen Borkenkäferbefalls in dramatischem Ausmaß flächig abstirbt. Daher mussten fast alle Fichtenbestände im Gemeindewald Heuchelheim zwangsweise gefällt und geräumt werden, solange die Holzmarktsituation dies erlaubte, um die Flächen für die Neuanpflanzung klimastabiler Baumarten vorzubereiten.

Lars Burkhard Steinz: „Was werden Sie auf den Brachflächen des ehemaligen Fichtenbestandes unternehmen?“

Alfred Einhaus: „ Es gibt Flächen, da hilft sich die Natur selbst, das ist die sog. „natürliche Sukzession“. In anderen Flächen werden wir Aufforstungen vornehmen. Wir werden viele verschiedenen Baumarten anpflanzen, um das Risiko von Totalausfällen ganzer Flächen zu minimieren. Eine genaue Prognose über die „ ideale Baumart“ der Zukunft ist momentan kaum zu erstellen. Wir haben einige Arten im Auge- aber welcher Baum besonders resistent ist, das wird die Zukunft zeigen, wir müssen beobachten!“

Mirko Nowotny: „ Wie sieht es denn auf einer Brachfläche konkret aus? Können Sie uns das zeigen?“

Förster Einhaus führt die Besucher hinüber in das Lahnauer Revier in die Abteilung 503:

Alfred Einhaus: „ Hier sehen wir eine Fläche, die wir der natürlichen Naturverjüngung überlassen. Um möglichst vielen verschiedenen Baumarten aus der Umgebung die Chance zu geben, sich zu verjüngen, wurde an dieser Stelle ein Wildschutzgatter errichtet. Hier stand früher die Fichte, die ist abgeräumt, alles war komplett abgestorben. In der Abteilung haben sich aber die Douglasien gehalten, und es ragt sogar eine einzelne sehr schöne Küstentanne heraus. Wahrscheinlich werden hier junge Ebereschen und Eichen hochkommen, die jungen Bäume stehen auf der Fläche schon in den Startlöchern..“

Mirko Nowotny: „ So einen Zaun, wie Sie ihn hier verwenden, habe ich noch nie gesehen. Was hat es damit auf sich?“

Alfred Einhaus: „ Das ist ein Zaun, den wir weitgehend mit eigenen Mitteln gut herstellen können. Er ist nur alle dreißig Meter mit einem Eichenpfosten fest verankert- durch die flexiblen Pfosten in den Zwischenfeldern können wir den Zaun höher oder auch tiefer stellen. Ist nämlich Wild in die eingezäunte Fläche gelangt, setzen wir den Zaun einfach etwas tiefer, wir fangen an zu treiben, und das Wild kann leicht über den dann sehr tiefen Zaun fliehen- sehr praktisch und tierschutzgerecht!“

Lars Burkhard Steinz: „ Wir haben jetzt eine Fläche für die natürliche Sukzession gesehen. Haben Sie auch ein Beispiel für eine Fläche, wo Sie bewusst Anpflanzungen vornehmen?“
Alfred Einhaus: „ Aber ja- dazu gehen wir jetzt in den Heuchelheimer Gemeindewald!“

Förster Einhaus führt die Besucher auf die Kinzenbacher Seite in den Teil „Saustallsgrund“

Alfred Einhaus: „ Hier sehen Sie den Saustallsgrund, eine große Freifläche von über dreieinhalb einem Hektar ist entstanden. Sie sehen, dass es ein regelrechtes kleines Tal mit einem kleinen Bachlauf ist, welches sich hin zur Bieberbach / zum offenen Ackerland neigt.
Auch hier stand Fichte, aufgrund des Borkenkäferbefalls geräumt werden musste.“

Mirko Nowotny: „ Hier sind aber schon viele Brombeerbüsche hochgekommen!“

Alfred Einhaus: „ Es ist ein sehr nährstoffreicher Boden, deswegen wächst auch die Brombeere sehr gut. Wir werden teilweise mulchen müssen, bevor es hier zu Neuanpflanzungen kommt. In der tieferen Lage, dort ist es besonders feucht, werden wir Erlen anpflanzen, weiter oben Weißtannen, aber auch Ahorn, Küstentanne und Kirsche wird sich dort finden. Es sind also mindestens fünf verschiedene neue Bäume, die wir hier großflächig haben werden!“

Lars Burkhard Steinz: „ Wie werden Sie diese Anpflanzung schützen?“

Alfred Einhaus: „ Auch das werden wir mit einem Zaun vornehmen. Wir könnten auch jeden einzelnen Setzling mit einem Schutz schützen, aber das ist teurer und zudem auch im Sinne der Waldästhetik nicht optimal.“

Förster Einhaus weist auf eine nahe stehende Eiche hin, diese hat viele schwarze Flecken auf der Rinde. Sie hat den sog. „Schleimfluss“, ist krank und wird wahrscheinlich in den nächsten Jahren an dieser Baumkrankheit absterben.

Mirko Nowotny: „ Haben Sie auch schon Flächen, wo Sie schon weiter als bei der Neuanpflanzung sind?“
Alfred Einhaus führt die Besucher nur einige hundert Meter weiter zu einem Hügel, welcher sich zu dem Bach hinunter neigt, der in Richtung Hof in Rodheim-Bieber fließt und die Gemarkungsgrenze nach Biebertal bildet, die Abteilung 460.

Alfred Einhaus: „ Hier in der Abteilung 460 haben wir auf einer Fläche von einem halben Hektar junge Douglasien angepflanzt. Aber offen gestanden haben wir hier schwer zu kämpfen!“

Lars Burkhard Steinz: „ Herr Einhaus, können Sie das näher ausführen?“

Alfred Einhaus: „. Wir haben viele Trockenschäden, aber auch einigen Wildverbiss. Es gibt aber auch Bäume, die hochkommen werden. Wahrscheinlich werden wir den übrig gebliebenen Bäumen einen Einzelschutz angedeihen lassen bzw. gemeinsam mit den zuständigen Jagdausübungsberechtigten nach gemeinsamen Lösungen suchen.!“

Nach dieser Fläche, an der verschiedene Nacharbeiten nötig sein werden, geht es etwas den Berg hinauf, wir bleiben aber in der Abteilung 460, der Weg geht in einen sehr schönen alten Eichenbestand.

Lars Burkhard Steinz: „ Hier ist ein besonders schöner Teil des Waldes, das haben schon viele Wanderer hier bemerkt!“

Alfred Einhaus: „ Ja, es ist ein wunderbarer, ca. 200 Jahre alter Eichenbestand mit einigen Buchen dazwischen.. Um einigen Bäumen noch den Raum für einen weiteren und noch besseren Aufwuchs zu geben, werden wir einige zu nah beieinanderstehende Bäume entnehmen, so zirka 180 Festmeter Holz in den nächsten Jahren. Aber die Devise heißt hier ganz klar: Bewahrung des Charakters und Pflege derjenigen Bäume, die als besondere „Wertträger“ erkannt worden sind. Ferner werden wir hier auch einige sogenannter „Habitatbäume“ ausweisen, welche als Quartier für seltene Tierarten dienen und somit eine wichtige Aufgabe abseits der Holzproduktion übernehmen “

Zum Schluss der Exkursion geht es in den Bereich zwischen dem kleinen ehemaligen Steinbruch und dem Waldkindergarten, der Abteilung 454 an der Waldgrenze. Hier steht ein reiner Eichenhain.

Mirko Nowotny: „ Diese Stelle ist auch schön- und viele Menschen aus Heuchelheim und Kinzenbach schätzen den kleinen Eichenwald.“

Alfred Einhaus: „Ja, man findet selten einen reinen Eichenwald, der braucht auch eine gewisse Zeit, bis er sich zeigt, wie wir ihn hier sehen. Die Bäume hier sind ungefähr zur Zeit des Zweiten Weltkrieges gepflanzt worden, sind mit 70-80 Jahren noch jung und haben noch mindestens ein volles Jahrhundert des Aufwuchses vor sich!“

Der Rundgang endet dort, wo er begonnen hatte, am Kinzenbacher Waldparkplatz.

Bürgermeister Lars Burkhard Steinz und der Fraktionsvorsitzende Mirko Nowotny bedanken sich ganz herzlich bei Förster Einhaus für den Rundgang und sichern zu, dass Sie den eingeschlagenen Weg des Forstamtes unterstützen werden. Mirko Nowotny zum Abschluss:
„Wir finden das Wirken des Forstamtes Wetzlar im Bereich des Heuchelheimer Gemeindewaldes positiv und unterstützen den neuen Weg hin zu einem diversifizierten Mischwald ganz eindeutig. Wir haben Vertrauen in die Arbeit von Förster Einhaus und freuen uns, dass es im Wald einen neuen Anfang gibt und in Zukunft viele neue Baumarten den Spaziergänger erfreuen werden!“

Nach Beendigung der Corona-Pandemie möchte die Gemeinde Heuchelheim, das teilt Bürgermeister Lars Burkhard Steinz mit, allen Bürgern die neuen Entwicklungen im Rahmen eines erneuten Rundganges mit Förster Einhaus nahe bringen. Das wird frühestens im Frühling/ Frühsommer 2021 sein.

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