In normalen, Nicht-Pandemie-Zeiten, wäre die folgende Veranstaltung ein klassische Aktion mit Einladung der Bürgerinnen und Bürger geworden, Lars Burkhard Steinz hätte die Bürger zu Beginn begrüßt und wäre dann mit den Anwesenden die interessanten Punkte angelaufen, welche in den nächsten Jahren für die Weiterentwicklung von Belang sind. Eine anregende Diskussion mit vielen Fragen und Antworten hätte sich entwickelt.In diesem Jahr 2021 kann die Veranstaltung leider nur virtuell in den Weiten des Netzes stattfinden.

Interessierte Bürger sind zur Teilnahme am Rundgang im Namen der CDU Heuchelheim-Kinzenbach herzlich eingeladen. Sollten Fragen, Hinweise und Anregungen bestehen, so können sich die Teilnehmer gerne per E-Mail an Lars Burkhard Steinz und Mirko Nowotny melden: burkhard.steinz@web.de und mirko.nowotny@web.de.

Der Rundgang endete in der letzten Rundgang Teil 1 Woche an der Wilhelm-Leuschner-Schule, dort wird der Rundgang mit Bürgermeister Lars Burkhard Steinz nun fortgesetzt. Leon Hesse aus Heuchelheim begleitet den Verwaltungschef und befragt diesen während der Rundtour.

Die Tour geht nur 100m weiter und kommt an den Parkplätzen an der Kreuzung Wilhelmstraße/ Bahnstraße zum Stehen.

Leon Hesse (LH): „Herr Bürgermeister, warum halten wir hier?“

Lars Burkhard Steinz (LBS): „ Diese Stelle hier steht exemplarisch für die Mühen der Kommunalpolitik und wie schwer selbst manche klein erscheinende Dinge anzugehen sind. Dort, wo jetzt die beiden PKW parken, standen bis vor kurzem Altglascontainer und ein Altkleidercontainer. Eigentlich eine gute Sache, so eine Entsorgungsmöglichkeit am Rande des Ortskerns. Der Standort wurde aber leider immer wieder dazu mißbraucht dass dort Müll und Sperrmüll abgelagert wurde- hat dem Ort so ein gewisses schmuddeliges Erscheinungsbild gegeben, eine Stück Ruhrgebietscharme“.

LH: „ Und was war die gemeindliche Reaktion darauf?“

LBS: „ Sie können ja sehen, dass die Entsorgungsstation weg gekommen ist. Jetzt sieht es besser aus, es ist ja auch eine schöne Nachbarschaft, und der Parkdruck wurde etwas gemindert. Aber dazu haben wir uns erst entschlossen nachdem trotzt Appellen die Situation sich nicht gebessert hatte. Der Weg, bis selbst solche einfache Dinge wie ein Altglascontainer weg kann, ist aber sehr lang und dazu geeignet die Nerven zu verlieren:
Sie müssen den Vertrag mit dem Entsorger kündigen. Geschieht dies wie im vorliegenden Fall vor Ende der vereinbarten Laufzeit, dann muss verhandelt werden. Schließlich muss die ganze Geschichte noch durch einen Dienstleister abgeholt werden. Idealerweise geschieht dies alles unter den Bedingungen der Corona-Pandemie, weswegen sich das Ganze über Monate hinzieht. Schriftverkehr, Telefonat, Rückfragen, das alles nur damit das Ganze wegkommt!“

LH: „ Na ja, wenigstens hat das geklappt. Und kommunales Handeln scheint manchmal einfach daraus zu bestehen, eine unschöne Situation zu verbessern… Wo geht es jetzt hin?“

LBS: „ Wir gehen jetzt in den sog. „Bieberlies-Park“

Die Führung führt ca. 100m weiter in den Park, welcher ab Mitte der 1950er Jahre auf den Gleisen der ehemaligen „Bieberlies“-Kleineisenbahn eingerichtet wurde.

Nach Ausführungen zur Geschichte der Eisenbahn in Heuchelheim kommt der gut aufgelegte Verwaltungschef auf den Grund des Haltes zu sprechen:
Die bauliche Veränderung der letzten Jahre in Heuchelheim, exemplarisch dargestellt am neu bebauten Gelände eines ehemaligen Orchideen-Zuchtbetriebes an der Gießener Straße.

LBS: „ Herr Hesse, sehen Sie die neuen Mietshäuser mit Flachdach auf der anderen Straßenseite?“

LH: „Ja, die sehen noch neu aus! Aber warum haben die ein Flachdach, während ringsum nur Satteldächer stehen, und was hat es mit der ganzen Anlage auf sich?

LBS: „ Das Thema bewegt viele Menschen in Heuchelheim und Kinzenbach. Immer geht es darum, dass jemand wegzieht oder verstirbt und somit ein Haus frei wird. Zwar gibt es viele Familien, die Häuser suchen, doch leider kommen die immer seltener zu Zuge. In der Regel erwerben Investoren von außerhalb die Liegenschaften und sind auch bereit unrealistisch hohe Preise zu zahlen- in der Erwartung die hohen Kosten irgendwie wieder einzuspielen. Wir als Kommune können leider nicht eingreifen, denn es ist die Entscheidung der Verkäufer, an wen sie verkaufen möchten. Und die Erben/ Verkäufer achten häufig nicht auf die Nachbarschaft und wollen nur einen hohen Profit erzielen- traurig, aber wahr!“

LH: „ Und bei diesem Gelände?“

LBS: „ War es exakt so gewesen! Seriöse Interessenten gab es, und dann ist jemand von weiter weg zum Zuge gekommen! Und das ist in den letzten drei-vier Jahren leider an sehr vielen Orten in unserer Kommune geschehen, zum Leidwesen des Gemeindevorstandes und der Nachbarschaft.

LH: „ Kann die Gemeinde etwas dagegen unternehmen?“

LBS: „ Nun ja, das ist schon fast ein gesamtgesellschaftliches Problem, das passiert ja gerade in ganz Deutschland in jedem Ballungsraum. Es gibt keine staatliche Kontrolle und Überwachung hinsichtlich der Bewegung großer, nicht nachweisbar erwirtschafteter Geldmenge- sprich die Geldwäsche ist immer noch sehr einfach.

Ein weiterer Punkt ist die extrem günstige Zinslage für Investoren. Manche Geldhäuser bedrängen ja geradezu die Investoren Geld aufzunehmen, so günstig ist es zu haben. Und wir haben Erkenntnisse dass sogar seriöse Geld-Institute aus der Region Gelder an überregional bekannte in der rechtlichen Grauzone operierende „Handwerkergruppen“ vergeben, die das ergaunerte Geld nun in die Immobilienwirtschaft einspeisen, um ein vorgeblich seriöses Geschäftsfeld zu haben und auch legal Gewinne erwirtschaften zu können. Sehr traurig, und leider finden diese Personen immer noch Verkäufer, welche bereit sind für 30000€ mehr pro Anwesen Ihr Gewissen über Bord zu werfen.“

LH: „ Klingt wie ein perfekter Sturm- günstige Zinsen, ausschließlich an Profit orientierte Investoren, die ohne Rücksicht auf lokale Belange vorgehen, und gewissenlose Erben und Verkäufer- keine leichte Situation!

LBS: „So ist es! Aber Sie haben ja gefragt, was die Gemeinde eventuell unternehmen könnte. Theoretisch könnte die Kommune, wenn Sie für das betreffende Gebiet ein Entwicklungsziel vorgegeben hat, das sog. „Vorkaufsrecht“ geltend machen, d.h. wir müssten bereit sein den gleichen Verkaufspreis zu bezahlen wie der Käufer. Und da wir nur eine kleine Kommune sind, würde uns finanziell schnell die Puste ausgehen, maximal könnten wir bei einem Haus pro Jahr mitbieten. Das reicht also nicht, denn pro Jahr kommen leider viel mehr Häuser auf den Markt und oft in falsche Hände…!“

Nach diesen Erörterungen wendet sich das Interesse des Begleiters der Bauform zu.
LH: „Warum haben diese Häuser Flachdächer?“

LBS: „ Die Form der Häuser ist natürlich Geschmackssache. Der Gemeindevorstand erlaubt aber nicht die Häuser, sondern die Bauaufsicht des Landkreises in Gießen. Und dort sieht man keine Probleme mit einem Flachdach. Wir sind hier in einem Gebiet gem. §34 BauGB, was heißt das hier Ortsgebiet ist, aber kein Bebauungsplan existiert. Dann obliegt es dem Ermessen des Landkreises zu sagen, diese Sache gefällt mir oder nicht. Und sehr oft, soviel darf ich verraten, gibt es hier einen Dissens zwischen Landkreis und Gemeindevorstand. Wir wollten hier natürlich keine Flachdächer, aber die Genehmigungsbehörde hat das anders gesehen. Und dafür sieht es dann hier auch so „schön“ modern inmitten der älteren Bebauung aus ( Bürgermeister Steinz lächelt sardonisch)“

LH: „Wie soll es an dieser Stelle weitergehen? Gibt es auch in Zukunft Streit um jedes einzelne Haus?“

LBS: „Wie schon angekündigt nehmen wir jetzt sehr viel Geld in die Hand und werden jede einzelne Straße in Heuchelheim und Kinzenbach überplanen. Das geht aber nicht mit einem Fingerschnippen, denn ein neuer B-Plan kostet Zeit bis zur Genehmigung und auch jedes mal bis zu 50000€-Steuergelder. Es dauert, aber wir kommen langsam in die richtige Richtung…!“

LH: „Dann bin ich jetzt etwas beruhigt, auch wenn es auch in naher Zukunft also hier und da Querelen geben wird.“

Der Weg geht zurück in den Bieberlies-Park zum gemeinsam mit dem NABU eingerichteten Schwalbenhäuschen, welches eine Zierde des Parks darstellt und auch etwas für die Vogel-Vielfalt im verdichteten Ortskern Heuchelheim macht.

Nächster Haltepunkt ist das Alte Rathaus an der Bieberbach und der kleine Platz davor.

Bürgermeister Steinz weist auf die Bedeutung des Platzes als nördliches Ende des Alten Ortes hin und erläutert die Maßnahmen, welche die Gemeinde in den letzten Jahren unternommen hat.
Noch unter dem verdienstvollen Vorgänger Helmut Fricke wurde das Gebäude außen saniert. In den 2010er Jahren wurde nach dem Umfallen des dort lange Jahre dominierenden Baumes in einem Sturm die Gelegenheit genutzt und der Platz neu gestaltet. Steinz dazu: „ Der Platz ist sehr schön geworden und passt sich auch optische der Linie an, welche mit der Renovierung der Wilhelmstraße eingeschlagen wurde. Aber wir haben immer noch eine relativ hohe Verkehrsbelastung. Wir müssen feststellen, dass es noch sehr viele nicht Ortsansässige gibt, welche die Brauhausstraße als Abkürzung zwischen der Gießener Straße und der Rodheimer Straße nutzen. Dies ist nicht im Sinne der Anwohner- und hier werden wir versuchen Abhilfe zu schaffen!“.

Auf die Frage von Leon Hesse, was beabsichtigt sein, kündigte Bürgermeister Steinz den Umbau der durchführenden Brauhausstraße im Bereich zwischen Ampelanlage und „Dippemäärt“ an. Auch danach könne man weiter mit dem PKW durchfahren, nur wird das nicht mehr so bequem möglich sein. „Leider haben die Aufforderungen an die Autofahrer, die offiziellen Wege zu benutzen, nicht verfangen. Ein Umbau des kurzen Straßenabschnittes und eine Angleichung an das Erscheinungsbild des restlichen Platzes wird zu einer Verlangsamung des Verkehrs, zu einer Erhöhung der Verkehrssicherheit, zu einer Verringerung der Lärmbelastung für die Anwohner und zu einer deutlichen Aufwertung des Platzes am Alten Rathaus führen!“, so Lars Burkhard Steinz zuversichtlich.

Die Teilnehmer der Tour gehen auf die kleine Brücke über die Bieberbach am Alten Rathaus. Dies soll die letzte Station der heutigen Tour durch den Ort werden.

L.H.: „ Herr Steinz, was sehen wir jetzt noch?“

LBS: „ Wir sind jetzt an der Bieberbach angekommen, welche für den Ort Heuchelheim ja geradezu konstitutiv ist. Der ganze alte Ort, mit Ausnahme der Straßen rund um die Kirche, war ja an der Bieberbach gebaut. Ihr Verhalten im Jahresablauf, Hochwasser im Frühjahr, Tiefwasser im Hochsommer, hat den Ort doch sehr geprägt“

L.H: „ Ich meine, ich hätte einmal was gelesen, dass mit der Bieberbach auch etwas passieren soll?“

LBS: „Richtig- es geht um eine Aufwertung der Bieberbach und des Ortsbildes, hier gibt es ein großes Förderprogramm der EU, und da wollen wir reinkommen.
Das Wichtigste, was wir der Bürgerschaft aber zurufen möchten ist, dass der Hochwasserschutz bei allen Planungen an erster Stelle steht. Erst wird der Hochwasserschutz für die Anwohner ausgebaut, und dann kommen alle weiteren, nachgeordneten Punkte.“

LH:“ Wie kann ich mir das genau vorstellen?“

LBS: „ Zuerst streben wir seitens der Verwaltung eine Einrichtung eines Rückhaltebeckens oberhalb der Ortslage Heuchelheim, ungefähr auf Höhe des Eisenbahnviaduktes an. Damit stellen wir sicher das Wasser aus dem Oberlauf nur zeitverzögert ankommt.
Erst dann wollen wir an das Betonkorsett der Bieberbach gehen und dieses partiell anders gestalten. Wir wollen der Bach mehr Raum geben, wir wollen den Bachverlauf im Ortsbild grüner machen, wir wollen den einen oder anderen Parkplatz noch zusätzlich gewinnen und wir wollen auch etwas zur Verbesserung der Verkehrslage tun.“

LH: „ Das klingt zumindestens nicht einfach!“

LBS: „Ja, und deswegen wird es ein ganzes Bündel von Maßnahmen sein. Eine Maßnahme alleine bringt nicht viel, alle Maßnahmen gebündelt aber durchaus etwas. Ziel ist es den Hochwasserschutz, die Verkehrsführung und die Ortsbildverschönerung unter einen Hut zu bringen- das wird uns gelingen, aber das geht natürlich nur mit der Beteiligung eines Fachbüros, welches die nötige Kompetenz dazu hat.“

LH: „Wird es dazu Informationen geben?“

LBS: „ Selbstverständlich- wie es in Heuchelheim guter Brauch ist und wie es sich bewehrt hat, werden wir vorher mit der Bürgerschaft in Dialog treten. Die Maßnahmen fallen nicht vom Himmel, die werden vorher noch einmal lange und ergiebig in den politischen Gremien diskutiert. Erst dann geht alles los. Dies ist eine der Aufgaben der nächsten Jahre. Sie sehen, es bleibt neben den vielen anderen Dingen, welche wir auch noch vorhaben, recht spannend in unserem Ort an der unteren Bieberbach!“

LH: „ Bürgermeister Steinz, haben Sie vielen Dank für diese ausführliche Erörterung!“

LBS: „ Auch ich bedanke mich und werde die Bürgerinnen und Bürger weiter mit zu interessanten Orten nehmen- auf bald!“

Nach dem umfangreichen Rundgang bedanken sich noch einmal die Teilnehmer des Rundgangs und freuen sich schon auf den nächsten Rundgang.

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